Ein aufrechtes Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen

Gestern ist Siegfried „Siggi“ Martsch von uns gegangen. Das war letztlich doch für alle überraschend. Denn nach vorangegangenen Krankenhausaufenthalten kam er gerade wieder zu Kräften, war voller Ideen und Pläne.

Ein großer Verlust für Bündnis 90/Die Grünen, insbesondere für seinen Ortsverband und für den Landesverband NRW, dem er auch einige Zeit vorstand, sowie für die kurdische Community. Von 1990 bis 2000 war er Abgeordneter des Landtags NRW. In diese Zeit fällt auch seine engagierte Aufbauhilfe für Kurdistan, wo er mit seiner Familie auch viele Jahre in Erbil lebte. Ein steter Kämpfer für Gerechtigkeit und Menschenrechte – dabei als Landwirt bodenständig und geerdet.

Obwohl im Ruhrgebiet, in Bochum, geboren, hat er doch in Borken Wurzeln geschlagen, wo er Mitglied der ersten grünen Ratsfraktion war und bis zuletzt Mitglied der jetzigen. Zu jeder Zeit brachte er seine Ideen und seine Kompetenzen in grüne Politik ein, ja, prägte sie.

Nun wollte er sich etwas zurückziehen, der Wechsel im grünen Ortsvorstand hat bereits stattgefunden, in der Ratsfraktion war er bereits geplant.

Der Ortsverband hatte vor, ihn mit einer feierlichen Ehrung zu „verabschieden“, ihm zu danken und ihn angemessen zu würdigen. Diese Gelegenheit hat er uns nun zu Lebzeiten nicht gegeben.

So bleiben nur „Nachrufe“. Rufen wir Siggi nach: Du warst ein ganz Großer. Du hast Borken wirklich bundesweit (und international) bekannt gemacht – unser Ortsname ist eng mit Deinem Namen verknüpft.

Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, vor allem seiner Frau Christina, deren unermüdliches Engagement für unseren Ortsverband unschätzbar ist.

Die bündnisgrüne NRW-Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin Mona Neubaur schreibt auf Facebook:

„Es gibt Nachrichten, die hauen einen echt um. Die Nachricht von Siggis Tod gestern am frühen Abend ist für mich so eine. Termine, Interviews, Wahlkampfvorbereitungen, gehen auf die Pausetaste und verlieren für den Moment an Relevanz. 38 Jahre war Siggi aktiv für Grüne. Er war Ende der 80er, Anfang der 90er Vorsitzender der Partei hier in NRW und vertrat sie später auch als Abgeordneter im Landtag. Siggi gab sich nicht zufrieden mit dem Status Quo. Ob mit Hilfskonvois in alle Welt, aber besonders nach Kurdistan. Oder für eine ökologische Landwirtschaft. Er sah früh und schnell das Verbindende in vermeintlich ‚gegensätzlichen Lagern‘. Klare Linie auf der einen Seite, Respekt vor den Argumenten des Gegenübers auf der anderen Seite. Siggi war für mich Ratgeber und Unterstützer. Bis zuletzt. Siggi Martsch wird fehlen. Ich hätte ihm gewünscht, dass er noch so viele Momente in großer Gesellschaft mit Trubel und Lebensfreude erleben kann.
Mein Mitgefühl ist bei seiner Christina, seinen Söhnen und ihren Familien. Und bei allen, denen sein Tod auch nahe geht. Wenn ich an Siggi denke, wird mein Herz warm. Auch für ihn werden wir einen Wahlkampf der Extraklasse hinlegen. Um die Probleme des Status Quo zu lösen und die gesamte Welt dabei im Blick zu haben. Das würde ihm gefallen, da bin ich sicher.
Machs gut, Siggi!„

Und Arndt Klocke MdL, ehemaliger Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen NRW, setzte folgenden Text auf Facebook:

„Gestern ist unser Freund und grüner Mitstreiter+Vorkämpfer Siggi Martsch verstorben. Siggi war quasi ein ‚Grüner der ersten Stunde‘. Er war Ende der 80er bis 1990 Landesvorsitzender der NRW-Grünen und ebnete der Partei den erstmaligen und damals nicht ganz einfachen Einzug in den Landtag im Mai 90. Dort war Siggi über viele Jahre Abgeordneter und kämpfte für eine Ökologische Landwirtschaft und gesunde Lebensmittel. Über viele Jahre hatte Siggi enge Kontakte nach Kurdistan, lebte teilweise dort und engagierte sich stark für den Aufbau in der Region im Nordirak. In den letzten Jahren seines Lebens war Siggi von Krankheiten geplagt, mit großem Einsatz gepflegt und unterstützt von seiner Frau Christiana. Trotzdem blieb Siggi weiterhin stark politisch engagiert, wirbelte im Münsterland und in ’seinem‘ grünen Ortsverband Borken und war regelmäßiger Gast bei den grünen Landesparteitagen. Siggi und mich verband eine Freundschaft, wir mochten uns. Er gratulierte mir noch am vergangenen Freitag hier bei Facebook zum Geburtstag! Überhaupt war Siggi jemand, der schwer im Netz unterwegs war und seine Kontakte pflegte. … Mach’s gut, Siggi! Du hast so viel bewegt und so vieles in Bewegung gebracht Nun ruhe in Frieden!„

Bündnis 90/Die Grünen NRW erklären:

„Ruhe in Frieden, lieber Siggi! Am gestrigen Dienstag (15.2.) ist der ehemalige Grüne Landesvorsitzende Siegfried Martsch von uns gegangen. Die Nachricht seines Todes hat uns tief getroffen. Unsere Gedanken und unsere Anteilnahme sind bei seiner Frau Christina, seinen Söhnen und ihren Familien. Fast 40 Jahre war Siggi für uns Grüne in unterschiedlichen Positionen tätig. Er war das, was man zu Recht ein Grünes Urgestein nennt. Seit 1984 Mitglied der Grünen im Kreisverband Borken wurde er bereits Ende des Jahrzehnts zum Landesvorsitzenden gewählt und zog 1990 mit der ersten grünen Landtagsfraktion in den nordrhein-westfälischen Landtag ein. Sein Antrieb war stets der Kampf für eine bessere Welt. Er sah früh und schnell das Verbindende in vermeintlich gegensätzlichen Lagern. Klare Linie auf der einen Seite, Respekt vor den Argumenten des Gegenübers auf der anderen Seite – das zeichnete den gebürtigen Bochumer und leidenschaftlichen Landwirtschaftspolitiker aus. Auch nach seiner Zeit als Abgeordneter blieb Siggi diesen Zielen treu. Seit Beginn der 1990er Jahre unterstützte er aktiv die Kurden im Irak und leitete in diesem Zusammenhang verschiedene Hilfsprojekte, unter anderem ein von der Schweizer Karitas finanziertes Wiederaufbauprojekt. In Kurdistan fand das ‚Grüne Schwergewicht‘ schließlich auch seinen Lebensmittelpunkt und zog 2004 nach Erbil. Wir werden dich vermissen, lieber Siggi! Deine Grünen in NRW!“ Berivan Aymaz MdL ruft Siggi via Facebook nach:

„Mensch Siggi, wir wollten doch noch gemeinsam Newroz feiern!

Unfassbar traurig, weil meine Familie und ich einen langjährigen Freund verlieren, einen Wegbegleiter, einen mutigen grünen Mitstreiter. In Kurdistan ist er eine Legende mit seinem unermüdlichen Engagement für humanitäre Hilfe, die friedliche Lösung der kurdischen Frage und bei der Aufbauarbeit vor Ort. Es sind Menschen wie Siggi, die mit ihrem leidenschaftlichen Einsatz für Frieden und Humanität den Spruch widerlegt haben, dass Kurden außer den Bergen keine Freunde haben. Schmerzlich werden wir seine Stimme für eine gerechtere Welt vermissen. Ruhe in Frieden, lieber Freund, ich werde Dein Andenken in Ehren halten und alles daran setzen, dass Dein Werk in Deinem Sinne fortgesetzt wird. Bin in Gedanken an der Seite Deiner wunderbaren Frau Christina, Deinen Söhne und allen Familienmitgliedern und Freund*innen hier und in Kurdistan. Ruhê te şad be, Siggi